These:
Beständigkeit, verkörpert durch die barocke Architektur des Berliner Stadtschlosses, steht im Gegensatz eines lebendigen Demokratieverständnisses, wird aber von vielen aufgrund ihrer Schönheit geschätzt. In dieser schönen Verkleidung ist die rückwärts gewandte Besetzung des öffentlichen Raums im Herzen Berlins unbemerkt geblieben.
Das Programm des Humboldt Forums, das den Zugang zu gestohlenen religiösen und kulturellen Objekten verkauft, stellt kein überzeugendes öffentliches Gut dar. Es stellt auch nicht die imperiale, nationalistische Vergangenheit in Frage. Die Öffnung der Wege durch das Gebäude, die Schaffung von öffentlichen Räumen in den Innenhöfen und auf dem Dach sowie halböffentliche Räume im Inneren des Gebäudes sind kleine Verbesserungen, die Risse darstellen, die wir als Ansatz nutzen, um weiter darauf aufzubauen.
Zukunft im Wandel:
Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der der Ruf, kulturell wichtige Objekte in ihre Herkunftsländer zurückzubringen, lauter wird. Während die Artefakte nach und nach verpackt und in ihre ehemaligen Heimatländer zurückgeschickt werden, leeren sich die prunkvollen Räume. Der erste Raum, in dem nichts mehr übrig ist und der nun voller Potenzial steckt, ist der Ort, an dem wir beginnen.
Der Zugang zu diesem Raum erfolgt direkt von der Strasse über eine Treppe. Mit dem neuen öffentlichen Zugang erhalten die Bewohner Berlins ein Mitspracherecht über die zukünftige Nutzung dieses Raumes. Wir sind der Meinung, dass diese imposanten Räume genutzt werden sollten, um allen Menschen in Berlin Luxus zu bieten.
Sobald der nächste Raum leer wird, wird der Prozess wiederholt. Bis das das ganze Schloss allen gehört.
Vergangenheit im Wandel:
Wahrnehmungen der Vergangenheit und Gegenwart sowie Wünsche für die Zukunft sind immer im Wandel. Doch das Humboldt Forum versucht diese konkurrierenden Erzählungen mit einer Geschichte zu überschreiben. Durch einfache Materialien ermöglichen wir es, dass die Erinnerungen an den Palast der Republik und die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs zyklisch an den Ort zurückkehren.
Die Narben der Bombardierungen werden durch Einweg-Spiegel markiert, und während die Sonne über den Himmel schreitet und die verschiedenen Fassaden trifft, enthüllt sie nacheinander diese Wunden, indem sie den Himmel reflektiert. Wenn die Sonne weiterzieht und das Licht sich ändert, wird die dahinterliegende Steinfassade sichtbar.
Der Grundriss des Palasts der Republik wird durch ein lockeres Feld von Hyazinthen markiert. Ihr Duft erfüllte einst dessen Eingangshalle. Mit dem Wechsel der Jahreszeiten und der Abkühlung der Luft werden die Blumen vergehen und verschwinden. Nur der Pflasterstein bleibt. Jeden Frühling kehren sie zurück, vermehren sich langsam und beleben das Areal von neuem.
David Schönen und Nathan Reichenthal lernten sich als Studenten an der UdK Berlin kennen. Sie kooperierten dort an verschiedenen Projekten, darunter für die Entwurfsklasse von Jean-Phillippe Vassal. Ihre verschiedenen Ansichten, Inspirationen und Referenzpunkten haben immer sehr gut zusammengepasst und einander ergänzt.
Webseite: www.are.na/david-schonen/david-schonen-and-nathan-reichenthal
David Schönen (*1988 in Arlesheim, aufgewachsen in Zürich, CH)
Studium der Fotografie BA 2013 ZHdK (Austausch in Montreal, CA), Studium der Architektur BA 2021 UdK Berlin (Praktikum in Antwerpen, BE) / MA 2024 EHTZ. Lebt nach fünf Jahren Berlin wieder in Zürich und arbeitet dort als Architekt.
Nathan Reichenthal (*1987 in Houston, USA und dort aufgewachsen)
Studium der Architekturgeschichte BA 2009, New York University, Studium der Architektur BA 2022 UdK Berlin (Praktikum in Antwerpen BE). Studiert derzeit Architektur im Master an der UdK Berlin. Lebt seit 14 Jahren in Berlin.
Webseite: www.are.na/nathan-reichenthal; Instagram: @nreichenthal
Changing city palace
Thesis:
Consistency, epitomised by the baroque architecture of the Berlin City Palace, stands in contrast to a lively understanding of democracy, but is appreciated by many for its beauty. In this beautiful disguise, the backward-looking occupation of public space in the heart of Berlin has gone unnoticed.
The Humboldt Forum’s programme of selling access to stolen religious and cultural objects is not a convincing public good. Nor does it challenge the imperial, nationalist past. The opening up of pathways through the building, the creation of public spaces in the courtyards and on the roof, and semi-public spaces inside the building are small improvements that represent cracks that we use as a starting point to build on.
Future in transition:
We envision a future in which the call to return culturally important artefacts to their countries of origin becomes louder. As artefacts are gradually packed up and sent back to their former home countries, the magnificent rooms are emptied. The first room, where nothing is left and which is now full of potential, is the place where we begin.
Access to this room is directly from the street via a staircase. With the new public access, the residents of Berlin will have a say in the future use of this space. We believe that these imposing spaces should be used to offer luxury to all the people of Berlin.
As soon as the next space becomes empty, the process will be repeated. Until the whole palace belongs to everyone.
Past in flux:
Perceptions of the past and present as well as wishes for the future are always in flux. But the Humboldt Forum attempts to overwrite these competing narratives with a story. Through simple materials, we allow the memories of the Palace of the Republic and the destruction of the Second World War to return cyclically to the site.
The scars of the bombings are marked by one-way mirrors, and as the sun moves across the sky and hits the various façades, it reveals these wounds one by one by reflecting the sky. As the sun moves on and the light changes, the stone façade behind it becomes visible.
The ground plan of the Palace of the Republic is marked by a loose field of hyacinths. Their fragrance once filled its entrance hall. As the seasons change and the air cools, the flowers will fade and disappear. Only the paving stone remains. Every spring they return, slowly multiplying and revitalising the area.
David Schönen and Nathan Reichenthal met as students at the Berlin University of the Arts. They collaborated on various projects there, including for Jean-Phillippe Vassal’s design class. Their different views, inspirations and points of reference have always worked very well together and complemented each other.
Website: www.are.na/david-schonen/david-schonen-and-nathan-reichenthal
David Schönen (*1988 in Arlesheim, grew up in Zurich, CH)
Studied photography BA 2013 ZHdK (exchange in Montreal, CA), Studied architecture BA 2021 UdK Berlin (internship in Antwerp, BE) / MA 2024 EHTZ. Lives in Zurich again after five years in Berlin and works there as an architect.
Nathan Reichenthal (*1987 and grew up in Houston, USA)
Studied Architectural History BA 2009, New York University, Studied Architecture BA 2022 UdK Berlin (internship in Antwerp BE), Currently studying architecture in the Master’s program at the UdK Berlin. Has been living in Berlin for 14 years.
Website: www.are.na/nathan-reichenthal; Instagram: @nreichenthal