
Physical traces of past events are not neutral; they are interwoven with politics, economic interests, and values. Material remnants of the past, such as monuments, architecture, and cities themselves, are politicized by the purposes they serve and the motivations of those shaping them. Those who manipulate the past exert influence over the future. The rebuilt Berliner Schloss is an example of such tactics in reshaping and/or manipulating historical material.
The demolition of the Palace of the Republic and the reconstruction of the former royal palace of the German dynasty in the heart of Berlin is part of a broader political effort to invent a “new history” in Germany. In the last decade, there has been increasing rhetoric from German public and political figures advocating for a recovery from the “cult of guilt” and a shift toward focusing on the “positive sides of German history.” Rebuilding the former royal palace, not only with state funds but also with significant private investments from individuals with Nazi ties or affiliations with right-wing organizations and parties, reveals who is interested in reshaping Germany’s “negative past.”
I assume the struggle to change the facade and decolonize the Humboldt Forum will take time. I propose we begin the process of physical appropriation of the facade now—by hitting it with light. Based on investigations into the right-wing funding behind the rebuilding process, a few key facts about the people who invested in it will be projected onto the building, without mentioning any names. A projector and generator will be placed on a movable wooden structure that will circulate around the building after dusk.
Jeanna Kolesova (*1988 in Sumpfdorf, Russia) is an artist, filmmaker and researcher. Kolesova’s work reflects on the manipulation of history and information as well as the impact of imperial technologies on human and non-human bodies and landscapes. Kolesova studied Documentary Film and Photography in St. Petersburg (2013), Interactive Media at CalArts (2020) and Experimental Film and New Media at Berlin University of the Arts (2023). Kolesova’s work has been shown at Kunstraum Kreuzberg (2023), EMOP Berlin (2023), HYBRID Biennale (2022), Staatliche Kunsthalle Baden-Baden (2021), Museum für Fotografie Berlin (2021), among others. She was awarded a KUNSTFONDS scholarship in 2024. She is currently participating in the Goldrausch artist program in Berlin. She is involved in several artistic-political groups.
Website: https://jeannakolesova.com/
Narbe
Physische Spuren vergangener Ereignisse sind nicht neutral; sie sind mit Politik, wirtschaftlichen Interessen und Werten verwoben. Materielle Überreste der Vergangenheit, wie Denkmäler, Architektur und Städte selbst, werden durch die Zwecke, denen sie dienen, und die Motivationen derjenigen, die sie gestalten, politisiert. Wer die Vergangenheit manipuliert, übt Einfluss auf die Zukunft aus. Das wiederaufgebaute Berliner Schloss ist ein Beispiel für eine solche Taktik der Umgestaltung und/oder Manipulation historischen Materials.
Der Abriss des Palastes der Republik und der Wiederaufbau des ehemaligen königlichen Schlosses der deutschen Dynastie im Herzen Berlins ist Teil einer breiteren politischen Anstrengung, eine „neue Geschichte“ in Deutschland zu erfinden. In den letzten zehn Jahren hat sich in der deutschen Öffentlichkeit und in der Politik die Rhetorik verstärkt, die für eine Abkehr vom „Schuldkult“ und eine Hinwendung zu den „positiven Seiten der deutschen Geschichte“ plädiert. Der Wiederaufbau des ehemaligen Königsschlosses, der nicht nur mit staatlichen Mitteln, sondern auch mit erheblichen privaten Investitionen von Personen mit NS-Bezug oder Mitgliedschaften in rechtsgerichteten Organisationen und Parteien finanziert wurde, zeigt, wer an der Neugestaltung der „negativen Vergangenheit“ Deutschlands interessiert ist.
Ich gehe davon aus, dass der Kampf um die Veränderung der Fassade und die Entkolonialisierung des Humboldt-Forums Zeit brauchen wird. Ich schlage vor, dass wir den Prozess der physischen Aneignung der Fassade jetzt beginnen – indem wir sie mit Licht anstrahlen. Auf der Grundlage von Recherchen über die rechte Finanzierung des Umbaus werden ein paar wichtige Fakten über die Leute, die in den Umbau investiert haben, auf das Gebäude projiziert, ohne Namen zu nennen. Ein Projektor und ein Generator werden auf einer beweglichen Holzkonstruktion angebracht, die nach Einbruch der Dunkelheit um das Gebäude herum kreisen wird.
Jeanna Kolesova (*1988 in Sumpfdorf, Russia) ist Künstler_in, Filmemacher_in und Forscher_in. Kolesovas Arbeiten reflektieren die Manipulation von Geschichte und Informationen sowie den Einfluss imperialer Technologien auf menschliche und nicht-menschliche Körper und Landschaften. Kolesova studierte Dokumentarfilm und Fotografie in St. Petersburg (2013), Interaktive Medien am CalArts (2020) und Experimentalfilm und Neue Medien an der Universität der Künste Berlin (2023). Kolesovas Arbeiten waren zu sehen unter anderem im Kunstraum Kreuzberg (2023), EMOP Berlin (2023), HYBRID Biennale (2022), Staatliche Kunsthalle Baden-Baden (2021), Museum für Fotografie Berlin (2021). Kolesova wurde 2024 mit einem KUNSTFONDS-Stipendium ausgezeichnet. Derzeit nimmt sie am Goldrausch-Künstlerprogramm in Berlin teil. Sie arbeitet in mehreren künstlerisch-politischen Gruppen mit.
Webseite: https://jeannakolesova.com/