Galerie der Gewalt

eine Installation im ANTI KRIEGS MUSEUM
 
Im Jahr 1925 gründete Ernst Friedrich in Berlin-Mitte das Erste Internationale Anti-Kriegs-Museum in der Parochialstraße 29 unweit des Standorts des heutigen Humboldt-Forums. 

Ausgestellt waren Objekte aus dem Ersten Weltkrieg und eine fotografische Dokumentation von Menschen, die durch den Krieg Verstümmelungen erlitten hatten. 

Unter dem Titel „Krieg dem Kriege“ publizierte Ernst Friedrich die fotografische Sammlung, erreichte dadurch landesweit Beachtung und eine finanzielle Grundlage für sein Museum.

Die Ausstellung wurde durch Bilder von Käthe Kollwitz und Otto Dix ergänzt, aber auch durch eine kritische Betrachtung von Kriegsspielzeug für Kinder.

Das kleine Privatmuseum wurde 1933 geplündert und von SA-Mitgliedern als „Sturmlokal“ missbraucht, als Stützpunkt der NS-Organisation zur Vorbereitung von Kundgebungen, Straßenschlachten und antisemitischer Gewalt.

In Berlin wurde das Museum erst im Jahr 1982 wieder neu gegründet, auf Initiative eines Enkels von Ernst Friedrich und betrieben durch einen kleinen Verein.

Gewalt gegen Menschen ist heute in vielen Gesellschaften strafbar und sanktioniert, vorbehalten allein staatlichen Organen. Gewalt ist eine Quelle der Macht. Die Ordnung zwischen den gesellschaftlichen Gruppierungen ist weiterhin von Unterdrückung und Gewalt bestimmt.

Der Aufruf „Nie wieder Krieg“ von Käthe Kollwitz wird in der aktuellen politischen Realität der Bundesrepublik relativiert durch Wenn und Aber. Kriegerische Handlungen werden legitimiert, die traumatischen Folgen verdrängt. 

Die blutigen Sensationen heutiger Kriegsschauplätze sind für die Öffentlichkeit schneller und direkter erfahrbar als je zuvor. Erst nachfolgende Generationen werden beschreiben, welche psychischen und sozialen Verheerungen die virtuelle visuelle und akustische Teilhabe an Gewaltakten bewirkt.

Die ehrliche Bemühung, Frieden zu erreichen und zu bewahren durch gewaltfreie Konfliktlösungen, sollte oberstes Ziel aller gesellschaftlichen Bestrebungen sein. Wolfgang Thierse könnte recht haben: Ein Anti Kriegs Museum im Humboldtforum wäre eine nationale Aufgabe, die viele Wunden heilen könnte.


Ernst-Wolf Abée (* 1959 in Osnabrück) aufgewachsen in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Abitur mit Latinum, Greacum, Hebraicum. Unterwegs in USA und Mittelamerika, unter Segeln auf Nord- und Ostsee, Mittelmeer, Atlantik. Gesellenbrief als Tischler, Studium in West-Berlin, Möbel, Videoarbeiten, Diplom der Architektur an der TU Berlin 1989 bei Otto Steidle. Berufliche Stationen nach 1989 in Berlin, Leipzig und Quedlinburg. Wettbewerbserfolge in neuen wie alten Bundesländern. Lebt in Berlin und arbeitet an Häusern, Plätzen und Städten. Ist eingetragen in der Berliner Architektenliste und berät als Projektsteuerer Privatpersonen, Gruppen und Kommunen Schreibt über die Utopie der Schönheit und die Rolle der Architekten und ihrer Werke in der Gesellschaft im Blog ‚archinaut:‘ (2009-2016) und ist Mitglied verschiedener Vereine und Initiativen in Berlin.


Gallery of Violence

an installation in the ANTI WAR MUSEUM

In 1925, Ernst Friedrich founded the First International Anti-War Museum in Berlin-Mitte at Parochialstraße 29, not far from the site of today’s Humboldt Forum. 

On display were objects from the First World War and photographic documentation of people who had suffered mutilations as a result of the war. 

Ernst Friedrich publicised the photographic collection under the title ‘Krieg dem Kriege’ (‘War to War’), attracting nationwide attention and providing a financial basis for his museum.

The exhibition was supplemented by pictures by Käthe Kollwitz and Otto Dix, as well as a critical examination of war toys for children.

The small private museum was looted in 1933 and misused by SA members as a ‘storm location’, a base for the Nazi organisation to prepare rallies, street battles and antisemitic violence.

The museum was only reestablished in Berlin in 1982, on the initiative of one of Ernst Friedrich’s grandsons and run by a small association.

In many societies today, violence against people is a punishable offence and is sanctioned by the state alone. Violence is a source of power. The order between social groups is still determined by oppression and violence.

The call „Nie wieder Krieg“ (‘Never again war’) by Käthe Kollwitz is relativised by ifs and buts in the current political reality of the Federal Republic of Germany. Acts of war are legitimised, the traumatic consequences suppressed. 

The bloody sensations of today’s theatres of war can be experienced by the public faster and more directly than ever before. Only subsequent generations will describe the psychological and social devastation caused by the virtual visual and acoustic participation in acts of violence.

The honest endeavour to achieve and maintain peace through non-violent conflict resolution should be the ultimate goal of all social endeavours. Wolfgang Thierse could be right: An anti-war museum in the Humboldt Forum would be a national task that could heal many wounds.


Ernst-Wolf Abée (*1959 in Osnabrück) grew up in Hamburg, North Rhine-Westphalia and Lower Saxony. Graduated from highschool with Latinum, Greacum, Hebraicum. Traveled in the USA and Central America, sailed the North and Baltic Seas, the Mediterranean and the Atlantic. Apprenticeship as a carpenter, studied in West Berlin, furniture, video works, diploma in architecture at the TU Berlin in 1989 under Otto Steidle. After 1989, he worked in Berlin, Leipzig and Quedlinburg. Competition successes in both „new“ and „old“ states of Germany. Lives in Berlin and works on houses, public squares and cities. Is registered in the Berlin list of architects and advises private individuals, groups and municipalities as a project manager. Writes about the utopia of beauty and the role of architects and their works in society in the blog ‚archinaut:‘ (2009-2016) and is a member of various associations and initiatives in Berlin.

— 7. Oktober 2024

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